8.
Mädchenkonferenz im Elbe-Elster-Kreis bot neun Workshops in der Grundschule
Rückersdorf an
Ein Ferientag mit Spaß und
Lerneffekt
91 Mädchen
aus dem Elbe-Elster-Kreis haben am Dienstag einen abwechslungsreichen Tag in
Rückersdorf erlebt. Dorthin hatte der Kreisjugendring Elbe-Elster e. V. zur 8.
Mädchenkonferenz eingeladen. Die Teilnehmerinnen konnten unter neun Workshops
auswählen. Und erstmals durfte auch vor Ort übernachtet werden.
Sven Esser
aus Hennersdorf war am Dienstag weit und breit der einzige Junge in der
Grundschule Rückersdorf. Mädchenkonferenz war angesagt. Aber Sven fühlte sich
sichtlich wohl, wie Doberlug-Kirchhains Jugendkoordinatorin Ines Trotzer
schmunzelnd feststellte. Der 17-Jährige unterstützte seine 20-jährige Schwester
Nadine bei der Leitung des Workshops zur Selbstverteidigung. Und die beiden
Freizeit-Judoka aus Hennersdorf hatten regen Zulauf.
«Was soll aus mir werden«»
Es bestätigt sich jedes Jahr aufs Neue, dass die Mädchen die Angebote, bei
denen sie ganz unter sich sein können, gern annehmen. Auch Emely Zobel,
Berufsberaterin in Senftenberg und Finsterwalde, und Kerstin Pach,
Ausbildungsvermittlerin im Elbe-Elster-Kreis, die die Mädchen mit der Frage
«Was kann aus mir werden»» konfrontierten, finden dieses Angebot berechtigt.
Die beiden Frauen von der Arbeitsagentur sagen: «Es ist schon gut, die Mädchen
mal unter sich zu haben. Da kann man speziell auf Mädchenberufe eingehen. Der
Zusammenhalt in der Gruppe ist auch besser» , stellte Emely Zobel fest. Dabei
war auch kein Problem, dass in ihrem Workshop schon Zwölfjährige saßen. «Die
haben wunderbar mitgemacht» , freute sich Kerstin Pach.
Tierpflegerin oder Kindergärtnerin möchte beispielsweise Eva-Maria Peter (14)
von der Oberschule Massen später werden. Ein Studium ist nicht so sehr ihr Ziel,
auch wenn es sich ihre Eltern wünschen würden, wie sie auf dem Fragezettel
vermerkt hatte. Auch dass sie einmal «reich werden» soll, erwarten ihre Eltern,
war dort zu lesen. «Na ja» , erklärte sie ein bisschen verlegen, «sie sagen
immer, dass ich hoffentlich mal eine Arbeit bekomme, bei der man gut verdient»
. Mit Pferden hatte die tierliebende Eva-Maria den Tag begonnen. «Wir durften
die Pferde striegeln, putzen und reiten. Auch das Voltigieren haben wir
probiert» , erzählte sie.
Noch keine Vorstellung vom späteren Beruf hat Bianca Hille aus
Doberlug-Kirchhain. Die 14-jährige Annett Merkel aus Finsterwalde hingegen weiß
schon, dass sie den so gar nicht mädchentypischen Beruf der Kfz-Mechatronikerin
lernen möchte. «Ich arbeite gern in der Werkstatt und kenne den Beruf von
meinem Ex-Freund, der jetzt bald auslernt. Später hoffe ich auf gute Chancen
für einen Arbeitsplatz» , erklärte sie.
«Wir wollen mit der Mädchenkonferenz den Teilnehmerinnen einen schönen
Ferientag, an dem sie Spaß haben und lernen können, bieten» , brachte Cordula
Mittelstädt, Mitorganisatorin vom Kreisjugendring, das Anliegen auf den Punkt.
Gemeinsam mit Jugendkoordinatorinnen und Schulsozialarbeiterinnen wird der Tag
organisiert. Finanzielle Unterstützung kommt vom Jugendamt des Landkreises und
der Elbe-Elster-Sparkasse. Der Eigenanteil der Teilnehmer (3 Euro pro Tag/6
Euro mit Übernachtung) wird für die Verpflegung verwendet. Die
Veranstaltungsorte wechseln, um den gesamten Kreis einzubeziehen. «Diesmal sind
wir auf Anregung von Antje Schulz, Jugendpflegerin im Amt Elsterland, in der
Grundschule Rückersdorf zu Gast. Sie hat auch die örtlichen Kontakte geknüpft»
, so Cordula Mittelstädt. «Neben dem Reitverein, dessen Angebot sehr gefragt
war, habe ich auch Friseur und Nagelstudio für den Workshop ,Gepflegt von Kopf
bis Fuß’ gewinnen können» , ergänzte Antje Schulz. Die Angebote werden zum
großen Teil nach den Wünschen der Mädchen zusammengestellt. Neu in diesem Jahr
waren das Internet, das Trommeln und die Pferde.
Sabrina Schmidt genoss das Bodypainting mit Christine Thalmann. Die
Förderschülerin aus Herzberg ließ sich ein Herz auf den Rücken malen. Die
anderen Mädchen standen staunend daneben. Auf dem Arm schmückte Sabrina auch
schon ein großes Herz, in dem der Name Tobi zu lesen war. «Das ist mein Freund»
, verriet die 15-Jährige. Melanie Prüfner (14) und Vicky Arndt sind schon das
dritte Mal bei einer Mädchenkonferenz, und Nancy Neth (12) erklärte für alle:
«Das macht Spaß hier, man kann sich einfach mal ausprobieren. Vormittag war ich
im Tanzkurs.» Die Herzberger Mädchen jedenfalls sind sich einig: «Jungs
brauchen wir heute nicht. Die machen sich nur immer lustig.»
Gefahren im Chatroom
Anne Hille und Mandy Matthes von der Oberschule Massen sowie Melanie May von
der Oberschule Doberlug-Kirchhain ließen sich von Axel Redmann vom DRK
Finsterwalde Erste-Hilfe-Kenntnisse vermitteln. «Vieles davon haben wir schon
gewusst» , behaupteten sie hinterher. Über Gefahren beim Chatten im Internet
informierte René Schöne vom Kreisjugendring. Sarah Krenz (12) aus Finsterwalde
chattet fast jeden dritten Tag. «Einmal habe ich schon mit einem 27-Jährigen
gechattet» , verriet sie. Keinesfalls persönliche Angaben wie Adressen oder
Telefonnummern im Chatroom preiszugeben, mahnte René Schöne die Mädchen.
Justine Wohmann (21), seit zwei Monaten Schulsozialarbeiterin an der
Allgemeinen Förderschule Elsterwerda, ist mit fünf Mädchen nach Rückersdorf
gekommen. Stefanie Sangkuhl (11) aus Großthiemig wollte beim Modern Dance mit
Regina Zilin aus der 13. Klasse des Sängerstadt-Gymnasiums Finsterwalde neue
Tanzschritte lernen, die sie vielleicht ihrer Tanzgruppe in Hirschfeld
mitbringen kann. Caroline Klose und Jenny Skaradeck, beide 15, waren im
Workshop «Starke Mädchen im Umgang mit Gewalt» , den die Polizei leitete. Sie
gaben ihrer Sozialarbeiterin Recht, die anregte, dass man die Workshops nicht
zu sehr in die Länge ziehen sollte, den Mädchen mehr als zwei Themen damit
einräumen könnte.
Nächstes
Jahr 9. Mädchenkonferenz
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Nach der
sehr guten Beteiligung und der allgemeinen Zufriedenheit mit den Angeboten
wird es auch im kommenden Jahr wieder eine Mädchenkonferenz im
Elbe-Elster-Kreis geben. Erste Gespräche zum Veranstaltungsort hat es bereits
am Dienstag gegeben. In die engere Wahl kommt die Allgemeine Förderschule
Herzberg.
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Von Heike
Lehmann
Quelle: Lausitzer Rundschau vom 18.10.2007
Fotos von der Mädchenkonferenz sind in unserer Fotoabteilung zu finden >>>
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